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Wirtschaftliche Verarbeitung von Hanfkalk

Verbeitungsarten von Hanfkalk

Um Hanfkalk zu verarbeiten gibt es verschiedene Möglichkeiten. Eine geläufige Möglichkeit besteht darin, den Hanfkalk vor Ort zu mischen und zu verarbeiten. Die zwei bekanntesten Verfahren sind hierzu das In Situ- und das Sprüh-Verfahren. Beide Verarbeitungsweisen haben ihre Stärken, aber auch ihre Schwächen. Im folgenden Artikel werden sie erklärt und miteinander verglichen.

von H. Pauly, Hanfbaukollektiv.

Hanfkalk In Situ

Die lateinische Bezeichnung heißt übersetzt „am Ort“- was schon die Verarbeitungsweise gut beschreibt. Die Schäben werden zusammen mit dem Bindemittel und Wasser vor Ort auf der Baustelle gemischt. Die frische Mischung wird dann sofort mit Eimern an den nahegelegenen Einbauort gebracht. Immer häufiger werden auch für diesen Transport Förderbänder eingesetzt, wobei sie die geforderte Flexibilität nicht immer leisten können, da der Einbauort ständig wechselt.

 

Die frische Hanfkalk-Mischung wird dann in die Wände, Decken oder auch Dächer von Hand lagenweise eingefüllt und verdichtet. Die Lagen sollten nicht höher als 15 cm sein, da sie sich ansonsten nicht mehr gleichmäßig über die Höhe verdichten lassen. Bei besonderen gestalterischen Anforderungen kann jedoch von dieser Vorgabe abgewichen werden.

 

Die Verdichtung erfolgt von Hand mit typischen Hanfkalk-Stampfern. Beim Verdichten ist besonders auf die Ecken und Detailausbildungen zu achten, da dort erfahrungsgemäß die Gefahr von Fehlstellen groß ist und das mühselige nachträgliche Stopfen wertvolle Zeit kostet. Ein Team von drei bis vier Personen kann mit dem In-situ-Verfahren zwischen 0,5 und 1 m³/h verarbeiten, wobei die Varianz durch die Einbausituation (Wandgeometrie, Wege zum Mischer, Schalung, etc.) beeinflusst wird.

 

Die Schalung kann häufig bereits nach einer Stunde abgenommen werden, wenn eine Höhe von max. 1 m erreicht ist. Je nach Konstruktion kann es auch länger dauern, bis die Schalung umgesetzt werden kann. Nach einem Tag sollte jedoch die Festigkeit hoch genug sein.

 

Da der Geräteeinsatz gering, dafür aber der Personaleinsatz im Vergleich zu den anderen Verfahren etwas höher ist, eignet sich in situ besonders für Situationen, in denen die Mengen von Hanfkalk geringer sind und der Personaleinsatz höher sein darf. DIY-Projekte, Workshops und kleinere Bauvorhaben, wie Anbauten oder Erweiterungen, sind klassische Anwendungsgebiete für In-situ-Projekte. Wie wäre es zum Beispiel mit einem CO2-neutralen Hausanbau aus Hanfkalk?

Innenwand aus Hanfkalk in situ
Wand aus Hanfkalk im In Situ-Verfahren - Hanfingenieur

Hanfkalk sprühen

Während beim In situ Verfahren viel Personaleinsatz nötig ist, überwiegt beim Sprühverfahren von Hanfkalk der Einsatz von Maschinen. Wie bei In Situ wird die Mischung vor Ort in einem Hanfkalk-Mischer hergestellt. Die Leistungsfähigkeit des Mischers ist hier von entscheidender Bedeutung, da sie mindestens der Leistung bzw. dem Durchsatz der Sprühmaschine entsprechen muss. Gleiches gilt für den Druckluftkompressor. Welche Leistung erforderlich ist, kann dem Handbuch des Sprühgerätes entnommen werden. Überhaupt muss die Leistungsfähigkeit der Maschinen untereinander gut abgestimmt sein.

 

Als Tragwerk dient sowohl beim Sprühverfahren als auch bei In Situ ein Holzständerwerk, welches die Lasten an den Baugrund weitergibt. Zwar hat Hanfkalk durchaus eine aussteifende Wirkung, jedoch wird nach aktuellem Stand der Technik in beiden Verfahren vom Holztragwerk übernommen. Deshalb eignet sich Hanfkalk auch hervorragend für die Ausfachung von Holzfachwerken bei der Sanierung von alten Fachwerkhäusern. Auf die positiven bauphysikalischen Eigenschaften sei an dieser Stelle hingewiesen.

 

Bevor mit dem Sprühen begonnen werden kann, ist eine einhäuptige Schalung herzustellen. Eine Möglichkeit besteht darin, die Schalung mittels Schalelementen (z. B. MEVA AluStar®) oder auf herkömmliche Art mit Brettern zu montieren. Eine andere Möglichkeit ist, mit Hanfkalksteinen eine verlorene Schalung herzustellen. Der Vorteil ist hier sicherlich, dass eine Seite der Wand bereits durch die Mauersteine fertiggestellt ist und sofort verputzt oder anderweitig bekleidet werden kann. In jedem Fall muss die einhäuptige Schalung am Holztragwerk vor dem Sprühen fest verschraubt sein. Ob die Schalung an der Außenseite oder auf der Innenseite einer Wand angebracht wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab.

 

Ein sehr erfolgreiches und robustes Gerät für die Hanfkalkverarbeitung ist das EREASY-Sprühsystem von Baumer Chanvre. Das Sprühsystem schließt ein Verstopfen der Rohre nahezu aus und hat einen Durchsatz von ca. 6 m³ Hanfkalk pro Stunde, was die Leistung des In situ-Verfahrens um das zehnfache übersteigt. Die Größe des Teams kann hierbei auf drei Personen begrenzt werden. Das Zusammenspiel zwischen Team und Geräten ist entscheidend für die erfolgreiche Umsetzung der Sprühtechnik.

 

Das Sprühverfahren von Hanfkalk eignet sich vor allem für großflächige und professionellere Anwendungen, in denen Schnelligkeit und Kosteneffizienz von Relevanz sind.

Zusammenfassung

Um den Baustoff Hanfkalk gut kennen zu lernen sollte jede*r angehende Hanfbaumeister*in ein In-situ-Projekt bearbeitet haben. In unseren Workshops legen wir hierfür die Grundsteine.

 

Wenn Sie mehr über die unterschiedlichen Verarbeitungstechniken von Hanfkalk erfahren möchten, steht unser Team vom Hanfbaukollektiv gerne zur Verfügung.



Welche Sprühmaschinen gibt es?

Robustes und kompaktes Sprühgerät zur Verarbeitung von Hanfkalk. Erfunden und entwickelt in Frankreich von Damien Baumer.

Weitere Informationen unter www.hanfkalk-spruehen.de


Hanfkalk-Sprühmaschine, entwickelt von Laurent Goudet aus Frankreich. Bei Interesse an diesem Gerät sprechen Sie uns einfach an.

 



Kontaktieren Sie uns, bei Interesse am EREASY-System

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